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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 28. März 2012

OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE (2006)

Originaltitel: OSS 117: Le Caire, nid d'espions
Regie: Michel Hazanavicius, Drehbuch: Jean-François Halin und Michel Hazanavicius, Musik: Ludovic Bource
Darsteller: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, Aure Atika, Philippe Lefebvre, Richard Sammel, Said Amadis, Claude Brosset, Constantin Alexandrov, Michael Hofland, Laurent Bateau
 OSS 117: Le Caire, nid d'espions
(2006) on IMDb Rotten Tomatoes: 77% (6,7); weltweites Einspielergebnis: $23,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 99 Minuten.
Hubert Bonisseur de la Bath (Jean Dujardin) ist ein französischer Geheimagent, Codename OSS 117. 1955 erhält er den Auftrag, nach Kairo zu reisen und dort das Verschwinden eines anderen Geheimagenten sowie eines sowjetischen Schiffes zu untersuchen. Doch Kairo ist voll von Spionen. Neben den Franzosen und den Russen mischen natürlich auch die Engländer und die Deutschen mit, dazu eine islamistische Rebellenorganisation, eine leibhaftige Prinzessin und eine eher undurchsichtige Femme fatale (Bérénice Bejo, "Ritter aus Leidenschaft"). Doch für einen selbsternannten Superagenten wie OSS 117 ist das natürlich ein leichtes Spiel – zumindest theoretisch, denn in der Praxis erweist es sich doch als leicht hinderlich, daß er die wohl hohlste Nuß in der Geschichte der Spionage-Filme ist (nein, nicht mal "Johnny English" oder "Austin Powers" können da mithalten) ...

Kritik:
Ehe Regisseur Hazanavicius (Gewinn), Komponist Bource (Gewinn) und die beiden Hauptdarsteller Dujardin (Gewinn) und Bejo (Nominierung) mit ihrer Stummfilm-Hommage "The Artist" die großen Abräumer der OSCAR-Verleihung 2012 wurden, fanden sie sich zu dieser betont albernen Spionage-Parodie über den ignoranten französischen Geheimagenten OSS 117 zusammen.

Die OSS 117-Romane von Jean Bruce wurden in etwa zur gleichen Zeit geschrieben wie Ian Flemings James Bond-Bücher und waren ebenso ernsthaft gemeint (es gibt auch etliche heutzutage vergessene französische Verfilmungen aus den 1950er und 1960er Jahren). Doch unter der Regie von Michel Hazanavicius entstand mit diesem neuen Film eine weitgehend gelungene Parodie sowohl auf die Bond-Filme (wobei Dujardin mit seiner Verkörperung des OSS 117 speziell Sean Connery gelungen auf die Schippe nimmt) als auch auf die klassischen Spionage-Abenteuer aus den 1940er Jahren wie "Casablanca" und Konsorten.

Dabei ist vor allem das "Drumherum" hervorragend gelungen - nicht nur beim in Schwarz-weiß gedrehten und überzeugend auf alt getrimmten Prolog vergißt man immer wieder, einen Film aus dem 21. Jahrhundert zu sehen (anders als beispielsweise bei Steven Soderberghs kurz zuvor gedrehten Hollywood-Versuch "The Good German", der einfach zu klinisch wirkte, um seine Modernität wirklich verschleiern zu können). Kostüme, Ausstattung u.ä. wirken authentisch, die Schauspieler agieren ähnlich übertrieben wie in der damaligen Zeit und auch die melodramatische Musik paßt hervorragend. Alles gewissermaßen bereits ein Vorgriff auf den fünf Jahre später folgenden "The Artist". Selbst die Rollen könnten direkt aus den alten Klassikern übernommen sein, der Kenner entdeckt problemlos die typischen Figuren, die seinerzeit regelmäßig von Darstellern wie Peter Lorre oder Sydney Greenstreet verkörpert wurden. Nur Humphrey Bogart wurde eben durch eine durchgeknallte Bond-Parodie ersetzt.

Leider krankt "OSS 117" wie so viele Parodien vor allem an der Handlung. Die ist zwar ebenfalls durchaus klassisch gehalten und insgesamt zweckmäßig, wirkt aber gerade deshalb altbekannt und wenig aufregend. Zudem läßt sich der ach so geheimnisvolle Bösewicht bereits nach wenigen Minuten erahnen. Die Gags bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Die meisten funktionieren glücklicherweise, ab und an gibt es jedoch einige Szenen, die etwas zu sehr ins Alberne abdriften. Vor allem die zahlreichen hübsch selbstironischen Anspielungen auf das französische Kolonialmachtdenken sorgen für Lacher ebenso wie die mitunter ziemlich boshaften Verweise auf die heutige Weltsituation: So verkündet OSS 117 beispielsweise nach der Lösung des Falls, daß der Nahe Osten von nun an eine lange Friedenszeit erleben werde. Und ganz am Ende erfährt OSS 117, daß ihn sein nächster Auftrag in den Iran führen werde, ein Land, in dem, gemäß der Worten seines Vorgesetzten, westliche Ausländer mit offenen Armen willkommen geheißen werden ...

Fazit: "OSS 117 – Der Spion, der sich liebte" ist eine amüsante, detailverliebte und stilvolle Geheimagenten-Parodie, die trotz einer mittelmäßigen Handlung gut zu unterhalten weiß.

Wertung: Die französische Originalversion mit deutschen Untertiteln erhält 7,5 Punkte. Die deutsche Synchronisation mit Oliver Kalkofe (der auch das Drehbuch für die Synchronfassung schrieb) als OSS 117 ist zwar nicht schlecht, verliert aber doch gegenüber dem Original (6,5 Punkte).


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