Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 6. April 2012

KRIEG DER GÖTTER (3D, 2011)

Originaltitel: Immortals
Regie: Tarsem Singh Dhandwar, Drehbuch: Charles und Vlas Parlapanides, Musik: Trevor Morris
Darsteller: Henry Cavill, Mickey Rourke, Freida Pinto, Stephen Dorff, John Hurt, Luke Evans, Joseph Morgan, Isabel Lucas, Kellan Lutz, Daniel Sharman, Steve Byers, Greg Bryk, Alan van Sprang, Stephen McHattie, Anne Day-Jones, Conrad Pla
 Immortals
(2011) on IMDb Rotten Tomatoes: 39% (5,2); weltweites Einspielergebnis: $226,9 Mio.
FSK: 16, Dauer: 110 Minuten.

Im antiken Griechenland wächst Theseus (Henry Cavill, "Man of Steel") als uneheliches Kind auf und ist damit ziemlich weit entfernt von der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie. Er wird ein einfacher Bauer, doch durch einen väterlichen Mentor (John Hurt, "Alien") lernt er auch das Kriegshandwerk. Das kommt ihm sehr zupass, als der heraklidische König Hyperion (Mickey Rourke, "Iron Man 2") den Griechen und ihren Göttern den Krieg erklärt. Während Theseus versucht, vor Hyperion an den Bogen von Epeiros, ein extrem mächtiges göttliches Artefakt, zu gelangen, streiten die griechischen Götter darüber, ob sie in die irdische Auseinandersetzung eingreifen sollen oder nicht ...

Kritik:
Der indische Regisseur Tarsem Singh ("The Cell", "The Fall") hat sich den Ruf erworben, daß seine Filme visuell berauschend ausfallen, inhaltlich aber eher mau. Genau das hatte ich auch von seinem ersten 3D-Film "Krieg der Götter" erwartet und im Grunde genommen habe ich auch genau das bekommen. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied: "Krieg der Götter" macht trotz seiner zahlreichen Schwächen viel mehr Spaß als seine vorherigen Filme (jeweils 7 Punkte)!

Daß "Krieg der Götter" Schwächen hat, läßt sich dabei keinesfalls leugnen. Besonders stark kommt das in einer ziemlich lachhaften Gerard-Butler-Gedächtnis-Ansprache direkt vor dem Showdown zum Tragen und vor allem in der unglaubwürdigen Reaktion der Soldaten darauf. Style over substance, ganz eindeutig. Auch ansonsten gibt es immer wieder Szenen, die eher albern wirken sowie einige Handlungsfäden und Nebenfiguren, die sträflich vernachlässigt werden.

Trotzdem fallen die Schwächen nicht allzu stark ins Gewicht. Das liegt auch daran, daß die Substanz zwar nicht allzu ausgeprägt ist, aber doch stärker als erwartet. Beispielsweise riecht die Ausgangskonstellation der Geschichte nach extremer Schwarz-Weiß-Malerei doch im Laufe der Handlung relativiert sich dieser Eindruck zumindest etwas und das ist vor allem Mickey Rourke zuzuschreiben. Sein König Hyperion ist (trotz geschmacklich fragwürdiger Kostümierung) ein durchaus faszinierender, sardonischer Bösewicht mit einer zwar banalen, aber nachvollziehbaren Motivation. Protagonist Theseus wirkt zwar auch nicht viel interessanter als sein "Titanen"-Pendant Perseus, profitiert aber vom deutlich besseren Drehbuch und wird von Cavill gut genug gespielt, um seine Aufgabe als Identifikationsfigur des Publikums zu erfüllen. Bei den vielen Nebenfiguren ist das Gut-/Böse-Schema zwar sehr deutlich zu erkennen und generell kommen sie in der Geschichte etwas kurz. Dennoch gelingt es dem Regisseur, sie mit wenigen Szenen interessant genug zu gestalten, damit sie nicht reines, überflüssiges Füllwerk bleiben (ein großer Pluspunkt gerade gegenüber den "Titanen"-Filmen). Ob Stephen Dorff ("Alone in the Dark") als Theseus' Mitstreiter Stavros, Freida Pinto ("Slumdog Millionär", "Ich sehe den Mann Deiner Träume") als sybillinisches Orakel Phaedra, Joseph Morgan (Ur-Vampir Klaus in der TV-Serie "The Vampire Diaries") als verräterischer Lysander oder der relativ unbekannte Greg Bryk als hingebungsvoller Mönch die Figuren bleiben im Gedächtnis.

Der besondere Clou von "Krieg der Götter" ist jedoch die Miteinbeziehung der griechischen Götter: Die Auftritte von Zeus (Luke Evans, "Die drei Musketiere", 2013 und 2014 als Bogenschütze Bard in den "Hobbit"-Filmen), Athene, Poseidon und anderen werden von Tarsem wuchtig, spektakulär und ausgesprochen blutig in Szene gesetzt. Da mögen ihre von der Anfang 2012 verstorbenen japanischen Modeschöpferin Eiko Ishioka kreierten Rüstungen teilweise noch so albern aussehen (von manchen Kritikern werden sie nicht ganz zu Unrecht mit den Bühnenoutfits von Lady Gaga verglichen), diese Götter hinterlassen definitiv einen bleibenden Eindruck!

Die meisten Kritiker vergleichen "Krieg der Götter" mit Zack Snyders "300", was durchaus nachvollziehbar ist. In vielerlei Hinsicht erinnert dieser Film jedoch stärker an den Fantasy-Klassiker "Conan der Barbar": Nicht nur, weil diverse Story- und Charakterelemente übernommen wurden, sondern auch wegen dieser gewissen "Spaß vor Perfektion"-Attitüde, ebenso wegen des gelungenen, treibenden Soundtracks von Trevor Morris auch wenn dieser natürlich nicht die Brillanz von Basil Poledouris' legendärem "Conan"-Score erreicht und der zwar nicht gerade einfallsreichen, aber zweckdienlich konsequenten Story.

Eine weitere Stärke von "Krieg der Götter" ist erwartungsgemäß seine technische Umsetzung. Der 3D-Einsatz ist sinnvoller als bei den meisten anderen Filmen dieser Art, gerade die Kampfsequenzen wirken hervorragend (und das, abgesehen von der Schlußszene, ganz ohne "aus der Leinwand fliegende" Pfeile oder Äxte) und im Vergleich zu anderen 3D-Filmen wie "Thor" erfreulich übersichtlich. Die räumliche Tiefe ist zudem beeindruckend. Zwar kein "Avatar"-Niveau, aber dennoch: So kann 3D einen Film tatsächlich (leicht) aufwerten. Das Kostümdesign wiederum ist, wie bereits erwähnt, sicherlich gewöhnungsbedürftig manche würden auch sagen: lächerlich , aber wenn man sich damit arrangieren kann, dann liefert "Krieg der Götter" in visueller Hinsicht genau das, was man von einem Tarsem-Film erwarten darf. Auch wenn zugegebenermaßen der ganz große Einfallsreichtum der phantastischen Bilderwelten von "The Cell" und "The Fall" fehlt.

Fazit: "Krieg der Götter" ist so ein bißchen der kleine, schmutzige Bruder von Zack Synders "300": ein kompromißloses Action-Fantasy-Spektakel, dessen Stärken sicher primär in der visuellen Umsetzung liegen aber auch inhaltlich macht er bei aller Banalität der Handlung sehr viel Spaß, wenn man mit den richtigen Erwartungen an ihn herangeht (zartere Gemüter seien aber ausdrücklich und trotz FSK16-Freigabe gewarnt, daß der Film wirklich sehr blutig daherkommt). Ein klassisches Guilty Pleasure.

Wertung: 8,5 Punkte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen