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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 15. August 2012

ALIEN VS. PREDATOR (2004)

Regie und Drehbuch: Paul W.S. Anderson, Musik: Harald Kloser
Darsteller: Lance Henriksen, Sanaa Lathan, Raoul Bova, Tommy Flanagan, Colin Salmon, Ewen Bremner, Agathe de La Boulaye, Joseph Rye, Sam Troughton
 AVP: Alien vs. Predator
(2004) on IMDb Rotten Tomatoes: 21% (4,1); weltweites Einspielergebnis: $172,5 Mio.
FSK: 16, Dauer: 104 Minuten.

Ein Satellit des Großunternehmers Charles Bishop Weyland (Lance Henriksen als Vorfahr des Schöpfers des von ihm in "Aliens" und "Alien 3" gespielten Androiden Bishop) entdeckt unter dem ewigen Eis der Antarktis die älteste Pyramide der Welt. Gemeinsam mit einem Team von renommierten Experten will er das geheimnisvolle Bauwerk erkunden – und gerät in dessen Innerem zwischen die Fronten der titelgebenden außerirdischen Kreaturen ...

Kritik:
Der Ruf des Regisseurs und Drehbuch-Autors Paul W.S. Anderson (nicht zu verwechseln mit seinem fraglos weit talentierteren Namensvetter Paul Thomas Anderson, seinerseits Regisseur und Autor von Meisterwerken wie "There Will Be Blood", "Magnolia" oder "Boogie Nights") ist nicht der allerbeste. Vorsichtig ausgedrückt. Dennoch feiert er mit vielen seiner für relativ wenig Geld gedrehten Filme (z.B. der "Resident Evil"-Reihe) beachtliche kommerzielle Erfolge, und dafür gibt es einen Grund: Anderson ist ein guter B-Movie-Regisseur. Wenn man bereit ist, seine Filme tatsächlich "nur" als anspruchslose, aber spektakulär und actionreich inszenierte B-Movies zu sehen, dann wird man häufig ziemlich gut unterhalten. Allerdings ist Anderson als Regisseur eindeutig talentierter denn als Drehbuch-Autor und deshalb wird er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nie zu einem Kritikerliebling werden, solange er die Vorlagen seiner Werke selbst verfaßt. Immerhin hat er bei seiner Neuverfilmung von "Die drei Musketiere" zur Abwechslung auf zwei externe Autoren zurückgegriffen, das Resultat war allerdings auch keine Offenbarung.

Ein Paradebeispiel für Andersons Schaffenswerk ist "Alien vs. Predator", ein Projekt, das zwei der beliebtesten außerirdischen Kreaturen in der Geschichte des Kinofilms zusammenbringt und sich erbittert bekämpfen läßt. Das ist zunächst durchaus unterhaltsam anzusehen, zumal sich Anderson auf die Inszenierung von rasanten Action-Sequenzen wirklich gut versteht. Aber irgendwann muß man erkennen, daß die arg dünne Handlung nicht etwa einem klassischen Spannungsbogen folgt, sondern einfach unter der schweren Last der geballten dramaturgischen Schwächen und der Ideenlosigkeit des Drehbuchs kollabiert. Und ab diesem Moment wird ein bis dahin solider, wenn auch niemals der Qualität der kultigen "Alien"- und "Predator"-Reihen angemessener Action-/Horror-Mix zur Enttäuschung, ja sogar zu einem echten Ärgernis.

Die Einführung der menschlichen Charaktere ist nicht allzu originell, aber doch recht stimmig gestaltet. Für zusätzliche Freude sorgt die Mitwirkung des "Aliens"- und "Alien 3"-Darstellers und passenderweise langjährigen B-Movie-Stars Lance Henriksen (u.a. "Schneller als der Tod", "Alone in the Dark 2") als Auftraggeber der Expedition. Außerdem freut man sich anhand der bloßen Anzahl der potentiellen menschlichen Alien- oder Predator-Opfer schon auf das, was noch kommen mag. Der Beginn der Erkundung der schön unheimlich und gruselig gestalteten uralten Pyramide ist denn auch stimmungsvoll in Szene gesetzt, im Zusammenspiel mit dem gekonnten Einsatz der Soundeffekte sowie der guten Musik von Harald Kloser kommt sogar so etwas wie eine klassische "Alien"-Paranoia-Atmosphäre auf. Daß sich die Figuren samt und sonders sehr klischeehaft verhalten, ist angesichts des Gesamtbildes nicht mehr als ein kleiner Schönheitsfehler. Zumal man als Zuschauer ja genau weiß, daß die meisten von ihnen sowieso nicht lange überleben werden.

Und tatsächlich: Die erste Begegnung der ahnungslosen Menschen mit den säuretriefenden Aliens und etwas später mit den Predatoren ist ebenso effektvoll wie blutig in Szene gesetzt und entspricht damit ziemlich genau den Erwartungen des Betrachters. Doch leider verpulvert "Alien vs. Predator" sein Schockmaterial viel zu schnell und nach dem bereits recht früh eintretenden Höhepunkt des Films – dem ersten Aufeinandertreffen eines Aliens und eines Predators – stürzt die inhaltliche Qualität in Windeseile ins Bodenlose. Ein gewichtiger Grund dafür ist eine von Anderson erdachte, erschreckend unrealistische und jegliche innere Logik missen lassende Storywendung etwa zur "Halbzeit", die innerhalb der fiktiven "Alien"- und "Predator"-Universen absolut keinen Sinn ergibt und diesem Spin-Off die Glaubwürdigkeit, eigentlich sogar die pure Existenzberechtigung raubt. Speziell bei den Aliens ist es schon eine bemerkenswerte Leistung, wie es Anderson gelingt, sie beinahe völlig zu banalen, seelenlosen Monstern von der Stange verkommen zu lassen. Diese faszinierenden Kreaturen, die zuvor von vier Meisterregisseuren (Sir Ridley Scott, James Cameron, David Fincher, Jean-Jacques Annaud) in vier komplett unterschiedlichen Filmen dennoch authentisch dargestellt und weiterentwickelt wurden (auch wenn die Gesamt-Qualität des dritten und vierten Films zugegebenermaßen kontrovers diskutiert werden kann), ohne ihnen auch nur ein Jota ihrer grausigen Unheimlichkeit und ihrer tödlichen Gefährlichkeit zu nehmen, haben so viel mehr verdient als das.

Und selbst wenn man diese Entwicklung noch halbwegs akzeptieren könnte (da ich erklärter "Alien"-Fan bin, ist mein Urteil über die von Anderson verzapfte Handlung vermutlich deutlich härter als es bei Zuschauenr ohne größere emotionale Bindung zu diesem Franchise der Fall sein dürfte): Zu allem Überfluß geht Anderson in dieser zweiten Filmhälfte offensichtlich auch in inszenatorischer Hinsicht vollends die Phantasie aus. Denn nach dem vielversprechenden Beginn werden die Kampfszenen zunehmend unspektakulär, unübersichtlich und repetitiv, ergo schlicht langweilig. Da kann auch das zwar wieder etwas besser präsentierte, aber inhaltlich wenig überzeugende Finale nicht mehr viel retten. 

Fazit: "Alien vs. Predator" ist ein Action-B-Movie, das seinem großen Namen nicht im Ansatz gerecht wird. Zeigt die erste Hälfte des rund 100-minütigen Films trotz einer klischeehaften Figurenzeichnung und mittelmäßiger Darsteller noch ein gewisses Potential auf und weiß dank einer anfänglich überzeugenden Gruselatmosphäre solide zu unterhalten, geht die ohnehin nur rudimentäre Handlung in der deutlich actionhaltigeren zweiten Hälfte komplett den Bach runter. Aber wie die (nicht von Anderson verantwortete) Fortsetzung drei Jahre später zeigen sollte, geht es noch viel, viel schlechter ...

Wertung: 5 Punkte (7 Punkte für die erste Hälfte, 3 für die zweite).


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