Originaltitel:
Long men fei jia
Regie und Drehbuch: Tsui Hark, Musik: Gu Xin, Li Han Chiang
und Wu Wai Lap
Darsteller: Jet Li, Zhou Xun, Chen Kun, Kwai Lun-Mei, Louis
Fan, Han Fei-Xing, Mavis Fan, Li Yuan, Gordon Liu
China zur Zeit der Ming-Dynastie: Die kaiserlichen Eunuchen
sind durch Tücke und Intrigen zu einem bedeutenden Machtfaktor im Reich aufgestiegen und knechten das
Volk mit Willkür und Skrupellosigkeit. Der Rebell Zhao (Jet Li,
"Fearless", "The Expendables 2") kämpft mit einigen
Getreuen in Guerilla-Art gegen die Truppen der Eunuchen. Schließlich verschlägt
es ihn zum Gasthaus "Dragon Gate Inn" mitten in der Wüste, in dem er
auf eine ganze Reihe zwielichtiger Gestalten trifft. Denn nicht nur die brutal
vorgehenden Männer vom Geheimdienst der Eunuchen gelangen auf der Jagd nach
einer kaiserlichen Konkubine mit für sie gefährlichem Wissen an diesen gottverlassenen Ort,
sondern auch diverse Schatzjäger, darunter eine Gruppe wilder Tartaren. Diese gehen dem Wahrheitsgehalt einer alten Legende
nach, derzufolge an diesem Ort durch einen
gewaltigen, übernatürlichen Sturm alle 60 Jahre nur für wenige Stunden ein versunkener goldener Palast freigelegt
wird. Und dann taucht auch noch Zhaos frühere Geliebte Ling (Zhou Xun,
"The Banquet", "Cloud Atlas")
auf ...
Kritik:
Tsui Hark ist bereits seit Mitte der 1980er Jahre einer der
bekanntesten und erfolgreichsten Filmschaffenden des Hongkong-Kinos. Vor allem
als Produzent hat er mit Filmen wie John Woos "A Better Tomorrow" und
"The Killer", Ching Siu-Tungs märchenhafter "A Chinese Ghost
Story"-Trilogie oder Yuen Woo-Pings "Iron Monkey" einen festen Platz in der
asiatischen Kinogeschichte errungen, aber auch als Regisseur feierte er vor
allem bis Mitte der 1990er Jahre mit der "Once Upon a Time in
China"-Reihe (mit Hauptdarsteller Jet Li), "Peking Opera Blues"
und "Dragon Inn" große Erfolge. In den letzten 10 bis 15 Jahren
machte es jedoch den Eindruck, als würde dem einst notorischen Vielfilmer nach einem erfolglosen Abstecher ins US-Kino ("Double Team", "Knock Off") zunehmend
die Inspiration ausgehen. Seine nun in immer größeren zeitlichen Abständen realisierten Werke wie "Zu Warriors" oder das deutlich von Kurosawas "Die sieben
Samurai" inspierierte Drei-Stunden-Epos "Die sieben Schwerter" konnten zwar noch mit den gewohnten spektakulären Schauwerten
und rasanten Kampf-Choreographien beeindrucken, die inhaltliche Ideenlosigkeit
war jedoch unübersehbar. "Flying Swords of Dragon Gate", nach
"Dragon Inn" sein zweiter Ausflug in das abgelegene Gasthaus in der Wüste, macht
da nicht wirklich eine Ausnahme, profitiert aber von dem über weite Strecken
sehr gelungenen 3D-Einsatz sowie einem kunterbunten Figurenensemble.
Letzteres ist wie so oft bei historischen Filmen aus dem
Reich der Mitte sehr umfangreich geraten, was es für westliche Zuschauer nicht ganz einfach macht, der Handlung zu folgen. Diese Problematik existiert bei
"Flying Swords of Dragon Gate" ebenfalls, wenngleich in abgeschwächter Form.
Denn das runde Dutzend an wichtigen Figuren ist von Tsui Hark so schillernd in
Szene gesetzt, daß trotz der komplizierten Story und des hohen Erzähltempos
eine grundsätzliche Unterscheidbarkeit gegeben ist. Und selbst wenn man doch
einmal etwas den Überblick bei all den Kaiserlichen, Rebellen, Schatzjägern und
Doppelgängern verliert: Halb so wild, denn die Kampfszenen sind dermaßen
kunstvoll arrangiert, die hongkong-typischen Slapstickeinlagen so
naiv-humorvoll dargebracht und die ziemlich pathosbeladenen Dialoge so
leidenschaftlich vorgetragen, daß kaum Langeweile aufkommen kann. Die
Darstellerleistungen sind ergo durch die Bank sehr solide (mehr ist bei dieser Art
von Film wohl weder nötig noch möglich), erwähnenswert ist allerdings, daß
Superstar Jet Li wider Erwarten keineswegs die klare Hauptrolle spielt, sondern sich
fast gleichberechtigt in das Ensemble einfügt.
Die Handlung ist, wie erwähnt, kompliziert und
wendungsreich, erwartungsgemäß aber nicht allzu anspruchsvoll. Die
Kombination aus Schatzsucher-Storyline und politischen Intrigen mag auf den
ersten Blick gewöhnungsbedürftig und überfrachtet wirken, sie erfüllt jedoch
absolut ihren Zweck. Vor allem hält sie das Tempo sehr hoch und funktioniert
deshalb besser, als das aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Konzentration auf
einen der beiden – für sich genommen wenig originellen – Haupt-Handlungsstränge
der Fall gewesen wäre. Zumal man durch diese ständige Atemlosigkeit gar nicht erst in
Versuchung gerät, genauer über Sinn und Logik der diversen überraschenden
Wendungen nachzudenken ...
Handwerklich ist "Flying Swords of Dragon Gate"
wenig vorzuwerfen. Die computergenerierten Spezialeffekte mögen nicht oberstes
Hollywood-Niveau erreichen, wissen insgesamt aber zu überzeugen. Zudem wird das
Publikum mit einigen richtig schönen Panorama-Kamerafahrten verwöhnt, bei denen
die Dreidimensionalität besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. Keine Frage: In Sachen
Tiefenwirkung reichen bislang nur wenige 3D-Filme an "Flying Swords of
Dragon Gate" heran. Negativ anzumerken ist, daß der 3D-Einsatz die sowieso
mitunter recht ausgeprägte Unübersichtlichkeit der Kampfszenen noch ein wenig verstärkt.
Unterm Strich zählt Tsui Harks Werk dennoch zu den verhältnismäßig wenigen Filmen, deren
Qualität durch die Dreidimensionalität erhöht wird.
Fazit: "Flying Swords of Dragon Gate" ist
ein visuell beeindruckendes und ausgesprochen kunstvoll choreographiertes Martial-Arts-Spektakel in
3D, das mit seiner Fülle an schillernden Charakteren, dem hohen Tempo und einer für das Genre
recht gelungenen, wenn auch bei weitem nicht überragenden Handlung trotz seiner
dramaturgischen Oberflächlichkeit einen sehr ordentlichen Unterhaltungswert zu
bieten hat.
Wertung: 7 Punkte.
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