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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 21. September 2012

FLYING SWORDS OF DRAGON GATE (3D, 2011)

Originaltitel: Long men fei jia
Regie und Drehbuch: Tsui Hark, Musik: Gu Xin, Li Han Chiang und Wu Wai Lap
Darsteller: Jet Li, Zhou Xun, Chen Kun, Kwai Lun-Mei, Louis Fan, Han Fei-Xing, Mavis Fan, Li Yuan, Gordon Liu
 Long men fei jia
(2011) on IMDb Rotten Tomatoes: 68% (6,0); weltweites Einspielergebnis: $85,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 127 Minuten.
China zur Zeit der Ming-Dynastie: Die kaiserlichen Eunuchen sind durch Tücke und Intrigen zu einem bedeutenden Machtfaktor im Reich aufgestiegen und knechten das Volk mit Willkür und Skrupellosigkeit. Der Rebell Zhao (Jet Li, "Fearless", "The Expendables 2") kämpft mit einigen Getreuen in Guerilla-Art gegen die Truppen der Eunuchen. Schließlich verschlägt es ihn zum Gasthaus "Dragon Gate Inn" mitten in der Wüste, in dem er auf eine ganze Reihe zwielichtiger Gestalten trifft. Denn nicht nur die brutal vorgehenden Männer vom Geheimdienst der Eunuchen gelangen auf der Jagd nach einer kaiserlichen Konkubine mit für sie gefährlichem Wissen an diesen gottverlassenen Ort, sondern auch diverse Schatzjäger, darunter eine Gruppe wilder Tartaren. Diese gehen dem Wahrheitsgehalt einer alten Legende nach, derzufolge an diesem Ort durch einen gewaltigen, übernatürlichen Sturm alle 60 Jahre nur für wenige Stunden ein versunkener goldener Palast freigelegt wird. Und dann taucht auch noch Zhaos frühere Geliebte Ling (Zhou Xun, "The Banquet", "Cloud Atlas") auf ...

Kritik:
Tsui Hark ist bereits seit Mitte der 1980er Jahre einer der bekanntesten und erfolgreichsten Filmschaffenden des Hongkong-Kinos. Vor allem als Produzent hat er mit Filmen wie John Woos "A Better Tomorrow" und "The Killer", Ching Siu-Tungs märchenhafter "A Chinese Ghost Story"-Trilogie oder Yuen Woo-Pings "Iron Monkey" einen festen Platz in der asiatischen Kinogeschichte errungen, aber auch als Regisseur feierte er vor allem bis Mitte der 1990er Jahre mit der "Once Upon a Time in China"-Reihe (mit Hauptdarsteller Jet Li), "Peking Opera Blues" und "Dragon Inn" große Erfolge. In den letzten 10 bis 15 Jahren machte es jedoch den Eindruck, als würde dem einst notorischen Vielfilmer nach einem erfolglosen Abstecher ins US-Kino ("Double Team", "Knock Off") zunehmend die Inspiration ausgehen. Seine nun in immer größeren zeitlichen Abständen realisierten Werke wie "Zu Warriors" oder das deutlich von Kurosawas "Die sieben Samurai" inspierierte Drei-Stunden-Epos "Die sieben Schwerter" konnten zwar noch mit den gewohnten spektakulären Schauwerten und rasanten Kampf-Choreographien beeindrucken, die inhaltliche Ideenlosigkeit war jedoch unübersehbar. "Flying Swords of Dragon Gate", nach "Dragon Inn" sein zweiter Ausflug in das abgelegene Gasthaus in der Wüste, macht da nicht wirklich eine Ausnahme, profitiert aber von dem über weite Strecken sehr gelungenen 3D-Einsatz sowie einem kunterbunten Figurenensemble.
Letzteres ist wie so oft bei historischen Filmen aus dem Reich der Mitte sehr umfangreich geraten, was es für westliche Zuschauer nicht ganz einfach macht, der Handlung zu folgen. Diese Problematik existiert bei "Flying Swords of Dragon Gate" ebenfalls, wenngleich in abgeschwächter Form. Denn das runde Dutzend an wichtigen Figuren ist von Tsui Hark so schillernd in Szene gesetzt, daß trotz der komplizierten Story und des hohen Erzähltempos eine grundsätzliche Unterscheidbarkeit gegeben ist. Und selbst wenn man doch einmal etwas den Überblick bei all den Kaiserlichen, Rebellen, Schatzjägern und Doppelgängern verliert: Halb so wild, denn die Kampfszenen sind dermaßen kunstvoll arrangiert, die hongkong-typischen Slapstickeinlagen so naiv-humorvoll dargebracht und die ziemlich pathosbeladenen Dialoge so leidenschaftlich vorgetragen, daß kaum Langeweile aufkommen kann. Die Darstellerleistungen sind ergo durch die Bank sehr solide (mehr ist bei dieser Art von Film wohl weder nötig noch möglich), erwähnenswert ist allerdings, daß Superstar Jet Li wider Erwarten keineswegs die klare Hauptrolle spielt, sondern sich fast gleichberechtigt in das Ensemble einfügt.
Die Handlung ist, wie erwähnt, kompliziert und wendungsreich, erwartungsgemäß aber nicht allzu anspruchsvoll. Die Kombination aus Schatzsucher-Storyline und politischen Intrigen mag auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig und überfrachtet wirken, sie erfüllt jedoch absolut ihren Zweck. Vor allem hält sie das Tempo sehr hoch und funktioniert deshalb besser, als das aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Konzentration auf einen der beiden – für sich genommen wenig originellen – Haupt-Handlungsstränge der Fall gewesen wäre. Zumal man durch diese ständige Atemlosigkeit gar nicht erst in Versuchung gerät, genauer über Sinn und Logik der diversen überraschenden Wendungen nachzudenken ...
Handwerklich ist "Flying Swords of Dragon Gate" wenig vorzuwerfen. Die computergenerierten Spezialeffekte mögen nicht oberstes Hollywood-Niveau erreichen, wissen insgesamt aber zu überzeugen. Zudem wird das Publikum mit einigen richtig schönen Panorama-Kamerafahrten verwöhnt, bei denen die Dreidimensionalität besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. Keine Frage: In Sachen Tiefenwirkung reichen bislang nur wenige 3D-Filme an "Flying Swords of Dragon Gate" heran. Negativ anzumerken ist, daß der 3D-Einsatz die sowieso mitunter recht ausgeprägte Unübersichtlichkeit der Kampfszenen noch ein wenig verstärkt. Unterm Strich zählt Tsui Harks Werk dennoch zu den verhältnismäßig wenigen Filmen, deren Qualität durch die Dreidimensionalität erhöht wird.

Fazit: "Flying Swords of Dragon Gate" ist ein visuell beeindruckendes und ausgesprochen kunstvoll choreographiertes Martial-Arts-Spektakel in 3D, das mit seiner Fülle an schillernden Charakteren, dem hohen Tempo und einer für das Genre recht gelungenen, wenn auch bei weitem nicht überragenden Handlung trotz seiner dramaturgischen Oberflächlichkeit einen sehr ordentlichen Unterhaltungswert zu bieten hat.

Wertung: 7 Punkte.


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