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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 31. Juli 2013

KING ARTHUR (2004)

Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: David Franzoni, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Clive Owen, Keira Knightley, Ioan Gruffudd, Mads Mikkelsen, Stellan Skarsgård, Til Schweiger, Stephen Dillane, Ray Winstone, Hugh Dancy, Ray Stevenson, Joel Edgerton, Ken Stott, Ivano Marescotti, Charlie Creed-Miles, Sean Gilder, Lorenzo De Angelis, David Wilmot, Graham McTavish
 King Arthur
(2004) on IMDb Rotten Tomatoes: 31% (4,9); weltweites Einspielergebnis: $203,6 Mio.
FSK: 12, Dauer: 125 Minuten.

Im 5. Jahrhundert nach Christus werden einige junge Männer vom Stamm der Samaten zum Militärdienst für das in Britannien herrschende Römische Reich verpflichtet. 15 Jahre später haben sie ihren Dienst am Hadrianswall – der das von den Römern kontrollierte Gebiet vor den wilden Pikten und Kelten im Norden der Insel schützt – beinahe abgeleistet und freuen sich auf die Heimkehr zu ihren Familien. Zu ihrem Unmut sollen sie jedoch unter ihrem Kommandanten Artorius (Clive Owen, "Duplicity") einen letzten Auftrag erfüllen, bevor sie entlassen werden. Und dieser Auftrag hat es in sich: Zu siebt sollen sie weit in das feindliche Gebiet eindringen und von dort Alecto, das Patenkind des Papstes, vor einer Invasion der Sachsen um deren Anführer Cerdic (Stellan Skarsgård, "Melancholia") und seinen Sohn Cynric (Til Schweiger) in Sicherheit bringen. Die Ankunft der Sachsen verschiebt die brüchige Machtbalance auf der britannischen Hauptinsel gewaltig, und so erweist es sich als vorteilhaft, daß Artorius und seine Männer nebenbei auch eine als Sklavin gehaltene Piktin namens Guinevere (Keira Knightley, "Anna Karenina") befreien, die in Verbindung mit Merlin (Stephen Dillane, "Zero Dark Thirty"), dem Anführer der Pikten, steht ...

Kritik:
Die Geschichte von König Artus und den Rittern der Tafelrunde wurde bereits unzählige Male in Filmform erzählt – die klassischste Variante dürfte Richard Thorpes "Die Ritter der Tafelrunde" aus dem Jahr 1953 sein, die aufregendste (und mein persönlicher Liebling) John Boormans "Excalibur" von 1981. Angesichts dessen schien es gar keine so schlechte Idee zu sein, die erste große, im 21. Jahrhundert realisierte Version der Story einmal ganz anders anzulegen – nämlich als (vermeintlich, was Historiker allerdings vehement bestreiten) authentische "wahre Geschichte" hinter der Legende. Dumm nur, daß dieser Ansatz trotz einer starken Besetzung mangels ausgefeilter Handlung oder lebensecht wirkender Figuren höchstens ansatzweise funktioniert. Viele Kritiker sehen "King Arthur" gar als Totalausfall, doch wenn man sich damit arrangiert, daß er mit der Artus-Legende nur sehr, sehr wenig zu tun hat – eigentlich fast gar nichts außer den Namen der Protagonisten – und nicht mehr als ein unterhaltsamer Mittelalter-Abenteuerfilm mit starkem Action-Schwerpunkt sein will, dann kann man sich durchaus mit ihm anfreunden. Da ich sowieso nie viel mit Regisseur Antoine Fuqua anfangen konnte (selbst seinen renommiertesten Film "Training Day" fand ich nur leicht überdurchschnittlich), wußte ich ziemlich genau, was auf mich zukam – und verließ den Kinosaal gar nicht mal unzufrieden.

Natürlich ist der Beginn sehr gewöhnungsbedürftig: Artus heißt also eigentlich Artorius und ist Halbrömer, der Zauberer Merlin ist hier der Anführer der Pikten, die gegen die Römer kämpfen. Und die "Ritter der Tafelrunde" sind ein Haufen hemdsärmeliger Raufbolde, die jederzeit einen coolen Spruch auf den Lippen und eine Schankmagd im Arm haben. Ja, "gewöhnungsbedürftig" ist schon das richtige Wort dafür. Ein größeres Problem von "King Arthur" ist allerdings den produzierenden Disney Studios zu verdanken. Denn entgegen ursprünglicher Zusicherungen mußte Fuqua seinen ziemlich gewalttätigen Film auf eine familientaugliche US-Altersfreigabe ab 13 Jahren zusammenschneiden. Das ist für Disney soweit nicht ungewöhnlich, wenn man jedoch ganz bewußt einen Film dreht, der eine beliebte Sage durch den Reißwolf drehen und eine schmutzige, gewalttätige Variante präsentieren soll, dann ist eine solche nachträglich aufgedrückte familientaugliche Altersvorgabe reichlich sinnfrei. Entsprechend leiden vor allem die Kampfszenen unter dieser Maßnahme: Im Grunde genommen sieht man meistens nur, wie die Figuren mit ihren Kampfwerkzeugen ausholen – dann wird schüchtern weggeblendet. Das sieht in Mann-gegen-Mann-Kämpfen albern aus. Die finale, ziemlich lange Endschlacht zur bewährten Musik von Hans Zimmer ("Gladiator") gerät aber zwangsläufig zu einem solch wirren Schnittmassaker, daß der arme Zuschauer in Nullkommanichts den Überblick verliert. Die Kämpfe sind also wahrlich kein Augenschmaus, und das ist für einen Actionfilm unzweifelhaft problematisch. Erst im auf DVD und Blu-ray veröffentlichten "Director's Cut" (der in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben wurde) konnte dieses Manko wieder weitgehend behoben werden.

Wie erwähnt, ist die Handlungsentwicklung kaum der Rede wert, oft fühlt man sich – auch angesichts der eher an Gauner als an Ritter erinnernden "Helden" – an den Westernklassiker "Die glorreichen Sieben" bzw. dessen japanische Vorlage "Die sieben Samurai" erinnert. Das erzählerische Potential der Artus-Legende wird höchstens minimal ausgeschöpft und trotz einiger netter Ansätze in der ersten Hälfte auch nur unzureichend durch andere, eigene Ideen ersetzt. Stattdessen gibt es vor allem auf Seiten der bösen Sachsen viele Klischees. Auf Dauer wirkt das ziemlich dröge und trotz der Actionlastigkeit eher langweilig als aufregend.

Immerhin ist der Look von "King Arthur" gelungen, die ganze Szenerie wirkt ziemlich schmutzig und gaukelt somit die angestrebte Authentizität zumindest in diesem Bereich überzeugend vor, auch die atmosphärischen, oft von Nebel und Regen geprägten Landschafts-Aufnahmen von Kameramann Slawomir Idziak ("Die Vermessung der Welt") sorgen immer wieder für Highlights. Die Besetzung zählt ebenfalls eindeutig zu den Stärken des Films. Zwar finde ich Clive Owen als Artorius (schon rein optisch) nicht so ganz überzeugend; dafür machen die Darsteller seiner sechs "Ritter" das beste aus ihren limitierten Rollen. Vor allem Ioan Gruffud ("Fantastic Four") als Lancelot, Ray Stevenson ("G.I. Joe – Die Abrechnung") als Dagonet und Ray Winstone ("Hugo Cabret") als Bors verleihen ihren Charakteren echtes Profil. Keira Knightley verkörpert die wahrscheinlich kämpferischste und, nunja, bemalteste Guinevere aller Zeiten und macht ihre Sache ebenfalls gut. Absoluter Höhepunkt in schauspielerischer Hinsicht ist in seinen leider nur wenigen Szenen allerdings Stellan Skarsgård als Sachsen-Herrscher Cerdic. Aller Klischeehaftigkeit seiner Figur zum Trotz: seine Leinwandpräsenz und Bosheit sind fast schon erschreckend. Dagegen bleibt Til Schweiger als sein Sohn Cynric trotz eines betont finsteren Gesichtsausdrucks eher blaß.

Fazit: "King Arthur" ist entgegen seines schlechten Rufes kein Rohrkrepierer, kommt aber natürlich bei weitem nicht an andere cineastische Versionen der alten Sage heran. Die erste Hälfte des Films kann mit einer stimmigen Atmosphäre und kantigen Schauspielern noch überzeugen, aber in der zweiten Hälfte gehen Story- und Figurenentwicklung ziemlich den Bach runter und münden in eine überlange, speziell in der Kinoversion aufgrund der heftigen internen Schnittauflagen wenig aufregend inszenierte Endschlacht.

Wertung: 6,5 Punkte.


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