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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 28. Februar 2014

OSCAR-Vorschau 2014 – Die Hauptkategorien

Auf meine Prognose für die Nebenkategorien folgen nun also die 10 Hauptsparten der OSCAR-Verleihung 2014 in der Nacht vom Sonntag auf Montag, moderiert von Ellen DeGeneres:

Bester Film:
- Her
- Nebraska
- Philomena

Davon habe ich gesehen und kann daher selbst beurteilen: Alle außer "Her", "Nebraska" und "Philomena".
Favoriten: In den letzten Wochen, spätestens seit den Golden Globes, sah alles nach einem Dreikampf zwischen "12 Years a Slave", "Gravity" und "American Hustle" aus. Nun, kurz vor der OSCAR-Verleihung, scheint es so, als wäre "American Hustle" aus dem Rennen. Aber ich wäre mir da nicht so sicher. "Gravity" ist DIE große kinotechnische Errungenschaft, "12 Years a Slave" ist die anspruchsvolle, gesellschaftskritische Option – und "American Hustle" ist die Feelgood-Alternative. Und die setzt sich bei den OSCARs bekanntlich immer wieder mal durch (z.B. "Shakespeare in Love" gegen "Der Soldat James Ryan" oder "The King's Speech" gegen "The Social Network"). "American Hustle" ist von diesem Favoriten-Trio sicher der Außenseiter, könnte aber gerade von seiner risikolosen Gefälligkeit profitieren. Es läßt sich auch nicht völlig ausschließen (zumal angesichts des komplizierten Abstimmsystems in der Königskategorie), daß am Ende doch ein Film gewinnt, den kaum jemand auf der Rechnung hat; am ehesten scheint das noch bei Scorseses "The Wolf of Wall Street" und Stephen Frears' Tragikomödie "Philomena" vorstellbar. Am wahrscheinlichsten ist dennoch, daß sich das Rennen zwischen "12 Years a Slave" und "Gravity" entscheidet, wobei viele Beobachter erwarten, daß ersterer hier gewinnen wird und letzterer dafür in der Regie-Kategorie. Ich glaube eher, daß "Gravity" jener Triumph gelingen wird, der James Camerons "Avatar" vor einigen Jahren in einem vergleichbaren Duell mit "The Hurt Locker" verwehrt blieb: Nicht nur die technischen Kategorien abzuräumen, sondern auch die Hauptpreise.

Gewinnen sollte: "Gravity", weil der brillante 3D-Weltraum-Thriller einfach der beste Beweis für den einstigen deutschen Kino-Werbeslogan "Kino – dafür werden Filme gemacht" ist.
Gewinnen wird: "Gravity". Hauchdünn.

Regie:
- David O. Russell, "American Hustle"
- Alfonso Cuarón, "Gravity"
- Alexander Payne, "Nebraska"
- Steve McQueen, "12 Years a Slave"
- Martin Scorsese, "The Wolf of Wall Street" 

Gesehen: Alle außer "Nebraska".
Favorit: Alfonso Cuarón. Daß der Mexikaner für seine wahrlich meisterhafte Regie bei diesem wegweisenden, größtenteils im Weltraum spielenden Film den Regie-OSCAR holen wird, gilt bereits seit Monaten als ausgemacht. Würde ein anderer gewinnen, wäre es eine Sensation (und ein klares Anzeichen dafür, daß der Hauptpreis ebenfalls an einen anderen Film geht). In Frage dafür käme am ehesten McQueen.

Gewinnen sollte: Alfonso Cuarón.
Gewinnen wird: Alfonso Cuarón für "Gravity".

Hauptdarsteller:
- Christian Bale, "American Hustle"
- Bruce Dern, "Nebraska"
- Leonardo DiCaprio, "The Wolf of Wall Street"
- Chiwetel Ejiofor, "12 Years a Slave"
- Matthew McConaughey, "Dallas Buyers Club"

Gesehen: Alle außer Bruce Dern.
Favoriten: Chiwetel Ejiofor und Matthew McConaughey. Zu Beginn der Awards Season galt noch Ejiofor als "Frontrunner", doch spätestens seit seinem Sieg bei den Golden Globes liegt McConaughey deutlich in Führung in einer ausgesprochen hochkarätigen Konkurrenz. Ejiofor oder auch DiCaprio könnten ihm immer noch Konkurrenz machen, aber das Momentum spricht für McConaughey. Sollte Ejiofor dennoch den Sieg erringen, würde das die Chancen von "12 Years a Slave" auf den "Bester Film"-OSCAR deutlich erhöhen.

Gewinnen sollte: Tom Hanks für "Captain Phillips" (nicht nominiert).
Gewinnen wird: Matthew McConaughey für "Dallas Buyers Club".

Hauptdarstellerin:
- Amy Adams, "American Hustle"
- Cate Blanchett, "Blue Jasmine"
- Sandra Bullock, "Gravity"
- Dame Judi Dench, "Philomena"
- Meryl Streep, "Im August in Osage County"

Gesehen: Alle außer Judi Dench und Meryl Streep.
Favoritin: Cate Blanchett. Die beliebte Australierin hat die meisten Preise während der Awards Season für sich entscheiden können, dennoch ist ein Außenseitersieg nicht auszuschließen. Wobei "Außenseiter" wohl bei keiner der nominierten Aktricen die treffende Bezeichnung ist. Als chancenlos sehe ich einzig Streep an, da ihr Film einfach nicht gut und bei den Academy-Mitgliedern populär genug ist. Amy Adams hat einige wichtige Preise wie den Golden Globe gewonnen, profitierte dabei aber in der Regel von der Einteilung in die Komödien-Kategorie (während Blanchett meist bei den Dramen gewann). Bullock und Dench scheint niemand so richtig auf der Rechnung zu haben, beide sind aber sehr beliebt und zeigen starke Leistungen. Dennoch: Es dürfte wohl eine Entscheidung zwischen Blanchett und Adams sein, mit klaren Vorteilen für Blanchett.

Gewinnen sollte: Sandra Bullock, "Gravity".
Gewinnen wird: Cate Blanchett, "Blue Jasmine".

Nebendarsteller:
- Barkhad Abdi, "Captain Phillips"
- Bradley Cooper, "American Hustle"
- Michael Fassbender, "12 Years a Slave"
- Jonah Hill, "The Wolf of Wall Street"
- Jared Leto, "Dallas Buyers Club"

Gesehen: Alle.
Favorit: Jared Leto. Hier gibt es nicht viel zu diskutieren: Leto hat für seine Rolle eines transsexuellen AIDS-Kranken so ziemlich jeden Preis gewonnen, den es gibt. Die OSCARs werden da kaum eine Ausnahme machen. Sollte es aus irgendeinem Grund doch geschehen, kämen wohl am ehesten Abdi (der bei den britischen BAFTAs gewann, bei denen "Dallas Buyers Club" nicht qualifiziert war) oder Fassbender in Betracht.

Gewinnen sollte: Jared Leto, Barkhad Abdi oder Michael Fassbender (ich fand alle drei in etwa gleich stark).
Gewinnen wird: Jared Leto für "Dallas Buyers Club".


Nebendarstellerin:
- Sally Hawkins, "Blue Jasmine"
- Jennifer Lawrence, "American Hustle"
- Lupita Nyong'o, "12 Years a Slave"
- Julia Roberts, "Im August in Osage County"
- June Squibb, "Nebraska"

Gesehen: Alle außer Roberts und Squibb.
Favoriten: Lupita Nyong'o und Jennifer Lawrence. Newcomerin Nyong'o galt für ihre ergreifende Performance als beständig gedemütigte Sklavin von Beginn an als die große Favoritin, doch Lawrence hat im Laufe der Monate überraschend viele Preise für sich entscheiden können. Ein bißchen spielt hier natürlich wieder der Zweikampf "12 Years a Slave" vs. "American Hustle" mit ins Bild ("Gravity" hat ja gar keine Nebendarstellerin ...), wer also in dieser meist ganz zu Beginn der OSCAR-Verleihung präsentierten Kategorie gewinnt, der ist sofort gut im Rennen. Gegen Lawrence spricht allerdings, daß sie erst letztes Jahr für "Silver Linings" ausgezeichnet wurde; zwei OSCARs hintereinander für eine so junge Schauspielerin erscheinen dann doch schwer vorstellbar.

Gewinnen sollte: Lupita Nyong'o.
Gewinnen wird: Lupita Nyong'o für "12 Years a Slave".

Animationsfilm:
- Die Croods
- Ich – Einfach unverbesserlich 2
- Ernest & Célestine
- The Wind Rises

Gesehen: Nur "Die Eiskönigin".
Favoriten: "Die Eiskönigin" und "The Wind Rises". Daß das äußerst beliebte Disney-Musical gegen einen US-Konkurrenten verlieren wird, scheint unmöglich zu sein. Der französische Beitrag "Ernest & Célestine" wird zwar von allen Seiten gelobt, dürfte aber keine echte Chance haben. Lediglich dem japanischen "The Wind Rises" von Meisterregisseur Hayao Miyazaki wird zugetraut, "Die Eiskönigin" die Krone entreißen zu können. Es ist allerdings nicht allzu wahrscheinlich.

Gewinnen wird: "Die Eiskönigin – Völlig unverfroren".

Nicht-englischsprachiger Film:
- "The Broken Circle", Belgien
- "La Grande Bellezza", Italien
- "Die Jagd", Dänemark
- "The Missing Picture", Kambodscha
- "Omar", Palästina

Gesehen: Keinen.
Favoriten: "La Grande Bellezza" und "Die Jagd". Der italienische Beitrag scheint das größte Momentum zu haben, zumal er in den letzten Wochen den Europäischen Filmpreis und den britischen BAFTA Award gewann. Garantiert ist sein Sieg aber nicht. Den außereuropäischen Kandidaten wird am wenigsten zugetraut, aber vermutlich wurden die auch von den wenigsten Menschen gesehen. Ich traue am ehesten noch dem belgischen "The Broken Circle" die Überraschung zu, der in Deutschland übrigens ein kleiner Arthouse-Hit war.

Gewinnen wird: "The Broken Circle".

Originaldrehbuch:
- Eric Warren Singer und David O. Russell, "American Hustle"
- Woody Allen, "Blue Jasmine"
- Craig Borten und Melisa Wallack, "Dallas Buyers Club"
- Spike Jonze, "Her"
- Bob Nelson, "Nebraska" 

Gesehen: Alle außer "Her" und "Nebraska".
Favoriten: "American Hustle" und "Her". Die Drehbuch-Kategorien sind immer wieder gut für Überraschungen, aber "Blue Jasmine" und "Nebraska" sollten chancenlos sein. Die meisten rechnen mit einer Entscheidung zwischen dem eher konventionellen "American Hustle" und dem originellen "Her". Normalerweise sollte Spike Jonze für "Her" gewinnen, aber es könnte durchaus sein, daß "American Hustle" hier quasi den Trostpreis-OSCAR gewinnt, während er ansonsten leer ausgeht. Außenseiterchancen rechne ich "Dallas Buyers Club" zu.

Gewinnen sollte: Von den dreien, die ich gesehen habe: ganz klar "Dallas Buyers Club". Nach allem, was ich über die anderen beiden gelesen habe: "Her".
Gewinnen wird: Spike Jonze für "Her".

Adaptiertes Drehbuch:
- Richard Linklater, Julie Delpy und Ethan Hawke, "Before Midnight"
- Billy Ray, "Captain Phillips"
- Steve Coogan und Jeff Pope, "Philomena"
- John Ridley, "12 Years a Slave"
- Terence Winter, "The Wolf of Wall Street" 

Gesehen: Alle außer "Philomena".
Favorit: "12 Years a Slave". "Captain Phillips" gewann zwar den von der Gilde der Drehbuch-Autoren vergebenen WGA Award (bei dem "12 Years a Slave" nicht teilnahmeberechtigt war) und jeder scheint "Before Midnight" zu lieben, dennoch dürfte kaum ein Weg an John Ridley vorbeigehen. Und das zu Recht. Wer unbedingt einen nicht chancenlosen Außenseitertip wagen will, der könnte auch auf "Philomena" setzen. Sollte "12 Years a Slave" diese Kategorie verlieren, sänken auch die Chancen in der Königskategorie "Bester Film" auf beinahe Null.

Gewinnen sollte: "12 Years a Slave".
Gewinnen wird: John Ridley für "12 Years a Slave".

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