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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 4. März 2014

DER FANTASTISCHE MR. FOX (2009)

Originaltitel: Fantastic Mr. Fox
Regie: Wes Anderson, Drehbuch: Noah Baumbach, Wes Anderson, Musik: Alexandre Desplat
Sprecher der Originalversion: George Clooney, Meryl Streep, Bill Murray, Jason Schwartzman, Willem Dafoe, Michael Gambon, Owen Wilson, Adrien Brody, Helen McCrory, Eric Anderson, Wally Wolodarsky, Brian Cox, Jarvis Cocker, Roman Coppola, Wes Anderson
 Fantastic Mr. Fox
(2009) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (7,9); weltweites Einspielergebnis: $46,5 Mio.
FSK: 6, Dauer: 87 Minuten.

Mr. Fox ist – Überraschung! – ein Fuchs. Und ein sehr selbstbewußter Gauner. Doch als er sich mit den drei reichsten und berüchtigsten Bauern der Umgebung anlegt, muß er feststellen, daß er diese unterschätzt hat. Zwar gelingt es ihm problemlos, die Bauern zu bestehlen, doch lassen diese das keineswegs auf sich sitzen, sondern machen mit brachialen Mitteln Jagd auf Mr. Fox. Dummerweise gerät dadurch jedoch nicht allein Mr. Fox mit seiner Familie in Gefahr, sondern alle Wildtiere der Umgebung gleich mit. Da er an der Situation die Schuld trägt, ist es nun die Aufgabe des stets so gewitzten Mr. Fox, auch für dieses existenzbedrohende Problem eine Lösung zu finden ...

Kritik:
Die Geschichten des im Jahr 1990 verstorbenen walisischen Schriftstellers Roald Dahl haben Hollywood seit jeher magisch angezogen. Gelegentlich traf es eine seiner Erwachsenenstorys – der trotz Zweiter Weltkriegs-Thematik von Dahls typischem Humor durchzogene Spionagefilm "36 Stunden" mit James Garner, der auf einer Kurzgeschichte des Autors beruht, war sogar die erste Dahl-Adaption überhaupt –, meist gerieten jedoch Dahls eher an ein jüngeres Publikum gerichtete Arbeiten ins Visier der Filmbranche. Die stets von einem gewissen subversiven Ton durchzogenen Geschichten eigneten sich tatsächlich perfekt für die große Leinwand (oder auch den kleinen TV-Bildschirm, der von 1979 bis 1988 mit der Mysteryserie "Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl" beglückt wurde), und so wurden nach und nach "Hexen hexen" mit Anjelica Huston, "Matilda" mit Danny DeVito, Henry Selicks ("Coraline") Animationsfilm "James und der Riesenpfirsich", der TV-Film "Danny, der Champion" mit Jeremy Irons sowie gleich zwei sehr erfolgreiche "Charlie und die Schokoladenfabrik"-Filme realisiert. Und Wes Anderson, dessen skurriler, in Perlen wie "Moonrise Kingdom" oder "Die Tiefseetaucher" präsentierter Humor zweifelsohne sehr kompatibel mit dem von Roald Dahl ist, setzt die Reihe mit "Der fantastische Mr. Fox" nicht einfach nur fort, sondern spendiert ihr sogar ein echtes Highlight – in Form eines ganz altmodischen Stop-Motion-Animationsfilms, der seinen ganz eigenen, sehr liebenswerten Stil hat. Das Ergebnis ist ein weiterer wunderbarer, warmherziger und ausgesprochen witziger Film des Meisters der schrulligen Komödien.

Ganz gleich, welches Element von "Der fantastische Mr. Fox" man auch betrachtet, es gibt kaum etwas zu bemängeln: Die liebevoll und sorgfältig gezeichneten (überwiegend) tierischen Figuren sind ein wahrer Quell der Freude – heimlicher Star ist eine psychopathische Ratte! –, die humorvollen Dialoge sprühen nur so vor Esprit und wie bei allen Anderson-Werken ist die Detailverliebtheit des Settings bemerkenswert. Die Handlung vereint eine klassische Coming of Age-Story über Fox-Sohn Ash mit einer fabeltypischen gesellschaftskritischen Handlung, die allerdings im Vergleich zur Buchvorlage deutlich abgeschwächt wurde. Lediglich im Mittelteil der leider nicht einmal ganz eineinhalb Stunden verläßt das Unterhaltungsniveau von "Der fantastische Mr. Fox" phasenweise allerhöchste Sphären, aber so ein bißchen Durchatmen zwischendurch schadet ja nicht. Denn in diesem Film ist eigentlich ständig etwas los und das Figurenensemble ist (wie meist bei Anderson) so groß, daß darunter vielleicht ein bißchen die emotionale Bindung zum Publikum leidet. Aber angesichts des gewaltigen Spaßes, den die Abenteuer von Fuchs und Co. in Andersons Film bereiten, ist das locker zu verschmerzen. Zumal es Anderson sogar gelingt, unscheinbarste Ereignisse wie die Sichtung eines Wolfs in der Ferne auch dank Alexandre Desplats verspieltem, OSCAR-nominierten Score zu einem geradezu anrührenden Ereignis zu machen.

Sogar die deutsche Synchronisation mit Christian Berkel und Andrea Sawatzki als Mr. und Mrs. Fox sowie Rainer Schöne als erwähnter psychopathischer Ratte ist sehr gelungen – ich gehe aber davon aus, daß die Originalfassung mit solchen Hochkarätern wie George Clooney, Meryl Streep, Bill Murray, Willem Dafoe, Adrien Brody oder Owen Wilson sogar noch besser ist. Auch die Musik trägt übrigens ihren Teil zum vorzüglichen Gelingen von "Der fantastische Mr. Fox" bei, was sowohl für die von den Beach Boys bis hin zu Ex-Pulp-Mastermind Jarvis Cocker reichende und sehr treffend eingesetzte Songauswahl gilt als auch für die erwähnte Musik von Alexandre Desplat ("Die Queen").

Fazit: "Der fantastische Mr. Fox" ist einfach ein toller Animationsfilm für die ganze Familie, der nur im Mittelteil vorübergehend etwas an Tempo verliert.

Wertung: 9 Punkte.


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