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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 23. April 2014

THE LEGO MOVIE (3D, 2014)

Regie und Drehbuch: Phil Lord und Christopher Miller, Musik: Mark Mothersbaugh
Sprecher der Originalversion: Chris Pratt, Elizabeth Banks, Will Ferrell, Morgan Freeman, Will Arnett, Liam Neeson, Alison Bree, Charlie Day, Channing Tatum, Jonah Hill, Cobie Smulders, Jake Johnson, Dave Franco, Will Forte, Anthony Daniels, Billy Dee Williams, Shaquille O'Neal
 The Lego Movie
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 96% (8,2); weltweites Einspielergebnis: $469,2 Mio.
FSK: 0, Dauer: 100 Minuten.

Bauarbeiter Emmet (im Original gesprochen von Chris Pratt, "Guardians of the Galaxy") ist so ziemlich die durchschnittlichste Person, die man sich in den Lego-Welten vorstellen kann: Er scheint keinerlei prägende Eigenschaft zu haben, stattdessen findet er einfach alles super, was die anderen auch super finden. Damit entspricht er genau President Business' (Will Ferrell, "Anchorman") Wunschvorstellung einer Lego-Figur, denn dieser liebt Ordnung und haßt Chaos – und damit sind die kreativen "Meisterbauer" der verschiedenen Lego-Welten seine Erzfeinde, die er ein für allemal vernichten will. Seinem Ziel ist er bereits erschreckend nahe gekommen, als ausgerechnet der langweilige Emmet durch einen dummen Zufall das sagenumwobene "Stück des Widerstands" findet und berührt. Damit wird Emmet unverhofft zum Zentrum einer alten Prophezeiung, die besagt, daß der Finder des "Stücks des Widerstands" die Welt retten wird. Während President Business' Schergen, angeführt vom fiesen "Bad Cop" (Liam Neeson, "The Grey"), Emmet verfolgen, reist unser Held wider Willen gemeinsam mit der energischen Rebellin Wyldstyle (Elizabeth Banks, "Die Tribute von Panem – Catching Fire"), dem blinden ältesten Meisterbauer Vitruvius (Morgan Freeman, "Oblivion") und Batman (Will Arnett, "When in Rome") durch die Lego-Welten, um den Widerstand zu organisieren …

Kritik:
So ziemlich jeder in der westlichen Welt wird wohl in seiner Kindheit entweder mit Lego oder mit Playmobil gespielt haben – ich war ein klassisches "Lego-Kind", wobei mir die Ritterburgen stets am meisten Spaß gemacht haben. Damals, in den 1980er Jahren, war aber natürlich die Auswahl noch bei weitem nicht so groß. Heute haben Kinder (und ihre Eltern) die Auswahl aus zahllosen Lego-Welten und es existieren weltweit sechs Legoland-Freizeitparks, darunter eines im bayerischen Günzburg. Zusätzlich gibt es Dutzende Computer- bzw. Videospiele, von denen vor allem die seit 2005 regelmäßig veröffentlichten Blockbuster-Parodien (z.B. "Lego Star Wars", "Lego Harry Potter" oder "Lego Der Herr der Ringe") die Popularität des Franchises auf ein ganz neues Level gehoben haben. Der Erfolg dieser ebenso simplen wie humorvollen Spiele dürfte auch der ausschlaggebende Faktor für die Produktion dieses allerersten Lego-Kinofilms gewesen sein, der im Handlungsverlauf zahlreiche bereits in den Spielen aufgetauchte Figuren involviert (meist in Kurzauftritten). Und die Kalkulation ging auf: Vor allem in den USA wurde "The LEGO Movie" zu einem Riesenhit mit erstklassiger Mundpropaganda und grandiosen Kritiken; im Rest der Welt lief er zwar nicht ganz so sensationell – was der recht amerikanisch anmutenden Superhelden-Story geschuldet sein könnte –, erwies sich aber ebenfalls als sehr lukrativ. Eine für 2017 geplante Fortsetzung wurde bereits angekündigt.

Der globale Erfolg ist durchaus gerechtfertigt, auch wenn ich ehrlich gesagt die Lobeshymnen von wegen "bester Animationsfilm seit Jahren" nicht so ganz nachvollziehen kann. Natürlich, alleine die perfekt nachvollzogene Lego-Optik (in ordentlichem 3D), die konsequent bis hin zur Darstellung von Rauch oder Wasser in Bausteinform durchgezogen wird, ist beeindruckend, die Detailverliebtheit – wenn etwa eine aufrüttelnde TV-Ansprache Wyldstyles in der Ritter-Welt passenderweise von einem Ausrufer von einer Pergamentrolle verlesen wird – bewundernswert. Die Figuren sind sympathisch und witzig, die Sprecher (auch der deutschen Synchronfassung) machen ihren Job gut und die unzähligen popkulturellen Anspielungen und Zitate sorgen dafür, daß sich auch Erwachsene bei diesem Film gut amüsieren. Dennoch hakt es für meine Begriffe – wie so oft in Hollywood – an einem entscheidenden Punkt: der Handlung.

Die Story vom unwahrscheinlichen Helden wider Willen, der mit ein paar Freunden die Welt retten muß, ist einfach zu abgedroschen und wird in "The LEGO Movie" auch nicht genügend variiert, um ernsthaft fesseln zu können. Natürlich ist es keine leichte Aufgabe, eine Handlung zu ersinnen, die einerseits kindgerecht und nicht zu komplex ist und andererseits intelligent und spannend genug, um die erwachsenen Zuschauer bei der Stange zu halten. Das "Wolkig mit Aussichten auf Fleischbällchen"-Duo Phil Lord und Christopher Miller meistert sie in seiner Doppelfunktion als Drehbuch-Autoren und Regisseure absolut zufriedenstellend; nicht mehr und nicht weniger. Die kreativitätsfreundliche Botschaft der Geschichte ist etwas zu aufdringlich präsentiert, vor allem der Beginn wird zu stark von hollywood-typischen Actionszenen dominiert (in denen halbe Lego-Welten in ihre Einzel-Bauteile zerlegt werden), echte handlungsrelevante Überraschungen bleiben bis auf einen gelungenen finalen Kniff weitgehend aus. Aber das ist wohlgemerkt Jammern auf hohem Niveau, denn Spaß macht "The LEGO Movie" allemal, und das liegt vor allem an den liebevoll gezeichneten Charakteren.

Der unbedarfte, durchschnittliche Emmet funktioniert als Protagonist prima, die Nebenfiguren stehlen ihm allerdings immer wieder die Schau. Vor allem der Bösewicht Bad Cop und der heldenhafte, aber selbstgefällige Batman sorgen für zahlreiche Lacher, der enthusiastische 1980er Jahre-Raumfahrer Benny (Charlie Day, "Pacific Rim") und Prinzessin Einhorn-Kitty (Alison Brie aus der Comedy-Serie "Community") stehen ihnen kaum nach. Die ständigen Kabbeleien zwischen Superman (Channing Tatum, "Side Effects") und seinem Groupie Green Lantern (Jonah Hill, "Moneyball") ergeben zudem einen wunderbaren Running Gag – und für besonders laute Lacher sorgt ein kultiger Gastauftritt, den ich beim besten Willen nicht spoilern will. Es ist schade, daß "The LEGO Movie" nicht noch mehr auf die Stärken dieser Figuren und des Dialogwitzes des Drehbuchs gesetzt hat, sondern sie immer wieder durch arg in die Länge gezogene – wenn auch meist phantasievoll choreographierte – Verfolgungsjagden unterbricht.

Fazit: "The LEGO Movie" ist ein spaßiges, nostalgisches 3D-Animationsabenteuer für jung und alt, das mit seiner detailverliebten Baustein-Optik und knuffigen Figuren punktet, aber zulasten der Story etwas zu viel Gewicht auf die (stets kindgerechten) Actionsequenzen legt.

Wertung: 7,5 Punkte.


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