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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 8. April 2015

PITCH PERFECT (2012)

Regie: Jason Moore, Drehbuch: Kay Cannon, Musik: Christophe Beck und Mark Kilian
Darsteller: Anna Kendrick, Skylar Astin, Anna Camp, Brittany Snow, Rebel Wilson, Ben Platt, Elizabeth Banks, John Michael Higgins, Adam DeVine, Alexis Knapp, Ester Dean, Hana Mae Lee, John Benjamin Hickey, Kelley Jakle, Wanetah Walmsley, Freddie Stroma, Joe Lo Truglio, Donald Faison, Christopher Mintz-Plasse
 Pitch Perfect
(2012) on IMDb Rotten Tomatoes: 80% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $115,4 Mio.
FSK: 0, Dauer: 112 Minuten.

Beca (Anna Kendrick, "The Voices") will nach ihrem Highschool-Abschluß eigentlich nach Los Angeles ziehen, um dort den Durchbruch als D.J. zu schaffen – doch ihr Vater (John Benjamin Hickey, "Flightplan") besteht darauf, daß sie zumindest ein Jahr am College verbringt und sich dort in einer außeruniversitären Tätigkeit ernsthaft einbringt. Wenn ihr das auf Dauer keinen Spaß macht und sie immer noch nach L.A. will, dann wird er ihr den Umzug sogar finanzieren. Zähneknirschend willigt Beca ein und tritt dem weiblichen A cappella-Chor der Uni bei – den "Barden Bellas" –, der sich in ständigem Wettstreit mit dem männlichen Widerpart befindet. Die kontrollsüchtige, aber nicht allzu kreative Chorleiterin Aubrey (Anna Camp, "The Help") will unbedingt einmal den nationalen Gesangswettstreit gewinnen und setzt daher die Sängerinnen stark unter Druck – nicht gerade das, was der rebellischen Beca behagt, dennoch stellt sie nach und nach fest, daß sie sich bei den Barden Bellas erstaunlich wohl fühlt …

Kritik:
Eigentlich ist "Pitch Perfect" ein ziemlich schlechter Film. Die Handlung ist ohne Übertreibung von A bis Z vorhersehbar, die Figuren sind die reinsten Klischees, die College-Atmosphäre ist in etwa so authentisch wie ein von einem Sechsjährigen nachgemaltes Monet-Gemälde und der Hauptdarstellerin Anna Kendrick nehme ich den permanent genervten Teenager einfach nicht ab und außerdem ist mir persönlich die Musikauswahl eindeutig zu mainstreamlastig geraten. Trotzdem muß ich zugeben: Irgendwie macht die Musikkomödie von Jason Moore (bis dahin ausschließlich als TV-Regisseur bei Serien wie "Dawson's Creek" oder "Everwood" tätig) doch einigermaßen Spaß. Das liegt daran, daß einige der vielen Klischees schlicht und ergreifend funktionieren, vor allem aber an der spielfreudigen und sehr sympathischen Besetzung.

Im Zentrum steht natürlich Anna Kendrick als Beca, die sich durch das Engagement bei den Bellas nach und nach öffnet und Freunde findet. Wie gesagt finde ich Anna Kendrick als mies gelaunte Außenseiterin nicht gerade überzeugend, aber das ändert nichts an ihrer ungemein sympathischen Ausstrahlung, die mit fortlaufender Handlung (sowie charakterlicher Wandlung Becas) immer stärker durchscheinen darf. Leider macht "Pitch Perfect" zu wenig Gebrauch von Kendricks herausragenden Sangesfertigkeiten, die die Broadway-Darstellerin etwa in "Into the Woods" eindrucksvoll zu Gehör brachte. Zugegeben, es macht innerhalb der Story schon Sinn, daß sich Beca brav in den Chorgesang einordnet anstatt alleine zu glänzen; aber ein paar mehr Solo-Szenen hätte man definitiv einbauen können und sollen. So darf die Australierin Rebel Wilson ("Brautalarm") als "Fat Amy" mehr glänzen – was ihr auch gelingt, aber an Kendricks Begabung kommt sie trotzdem nicht heran. Schauspielerisch beziehungsweise komödiantisch machen Becas Bewunderer Jesse (Skylar Astin, "Taking Woodstock"), Chorleiterin Aubrey und ihre Assistentin Chloe (Brittany Snow, TV-Serie "Harry's Law") am meisten Eindruck.

Zu den beliebtesten Komödien-Stilmitteln zählen seit Ewigkeiten skurrile Nebenfiguren. Das hat aber seinen Grund, denn wenn diese Nebenfiguren gut geschrieben und gespielt sind, tragen sie stark, manchmal sogar entscheidend zum Gelingen einer Komödie bei. Das ist auch bei "Pitch Perfect" so, wobei vor allem Jesses nerdiger Freund Benji (Ben Platt) und die bissigen Kommentatoren der Gesangswettbewerbe (Elizabeth Banks aus "Mädelsabend" sowie John Michael Higgins aus "Die nackte Wahrheit") hervorstechen – und natürlich Rebel Wilson, die (gemeinsam mit Anna Camp) wieder einmal für die … nunja, eher handfesten Humorelemente verantwortlich zeichnet. Womit wir auch schon bei einem ersten Manko des Films wären, denn insgesamt ist der Humor von "Pitch Perfect" doch etwas arg zotig geraten. Sicherlich nicht auf Sandler-Niveau, aber doch weit entfernt von intelligentem Wortwitz. Dank der leidenschaftlichen Performance der Darsteller funktioniert das insgesamt trotzdem ganz gut, echte Lacher gibt es jedoch nur selten.

Meine übrigen Probleme mit "Pitch Perfect" hatte ich ja bereits zu Beginn angesprochen. So ist die Handlung etwa dermaßen dünn, daß es fast schon eine Frechheit ist – selbst als reines Alibi für die Aneinanderreihung von (nett choreographierten) Gesangseinlagen ist das für einen Kinofilm zu wenig. Ach was, "für einen Kinofilm". Selbst in einer 40-minütigen TV-Episode der Schulchor-Serie "Glee" fällt den Autoren mehr Story ein (und dazu eine wesentlich breitere und originellere Musikauswahl)! Da ist es dann auch kein Wunder mehr, daß keinerlei College-Atmosphäre aufkommen will, weil sich Regisseur Jason Moore ausschließlich auf die beiden rivalisierenden Chöre und die einfallslosen Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern konzentriert. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten: Ich habe nie zuvor einen Collegefilm gesehen, der so wenig College enthielt …

Fazit: "Pitch Perfect" ist eine Musikkomödie, die inhaltlich arg fade geraten ist und musikalisch keinerlei Mut zu Ausgefallenem offenbart; doch die (klischeehaft) sympathischen, durchgängig gut besetzten Figuren sowie einige gelungene Gesangs- und Comedyeinlagen sorgen dafür, daß man dem Film eigentlich nicht böse sein kann.

Wertung: 5,5 Punkte.


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